Deutsche Firmen sollen sich bei Cyberattacken an den Geheimdienst wenden. Der Chef des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, verspricht „maßgeschneiderte“ Informationen – auch für andere Fälle.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, hat den deutschen Unternehmen konkrete Hilfe bei der Abwehr von Cyberattacken und bei anderen Sicherheitsproblemen angeboten. „Es kostet nichts und ist ein ganz konkreter Beitrag zur Sicherheit ihres Unternehmens“, sagte Kahl am Mittwoch beim „10. Sicherheitskongress“ der Stuttgarter Industrie- und Handelskammer (IHK). Der BND könne dabei nicht nur seine eigenen Erkenntnisse einbringen, betonte Kahl. „Wir unterhalten Kontakte zu 450 Nachrichtendiensten aus der ganzen Welt. Wir wollen ihnen diese Informationen, soweit wir das gesetzlich dürfen, nicht vorenthalten.“ Schon jetzt biete der BND deutschen Firmen auf Anfrage „maßgeschneiderte Angebote“ und Informationen, wie sicher sie in welcher Gegend der Welt investieren oder mit ausländischen Partnern kooperieren könnten.

 

Kahl warnte vor einer wachsenden Gefährdung der Unternehmen durch Cyberattacken. Für ausländische Akteure seien die interessantesten Geheimnisse heutzutage vielleicht gar nicht mehr in staatlichen Behörden zu finden, sondern in erfolgreichen deutschen Unternehmen. „Der digitale heilige Gral liegt also weniger in einem Ministerium als bei Ihnen“, sagte Kahl vor den Wirtschaftsvertretern in Stuttgart. Bei der Abwehr dieser Gefahren müssten Staat, Wirtschaft und Gesellschaft besser als bisher zusammenarbeiten.

Dabei dürfe es keine Berührungsängste geben. „Noch vor ein paar Jahren waren Unternehmen, die einem Cyberangriff ausgesetzt waren, nicht bereit darüber zu reden, weil sie das als Schmach oder als Niederlage empfanden“, so der BND-Chef. Dies bessere sich aber spürbar.

Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, wies auf das besondere Interesse der baden-württembergischen Wirtschaft an einer gestärkten Cyberabwehr hin. Im Südwesten gebe es viele Weltmarktführer. „Das bedeutet, dass bei diesen Firmen etwas zu holen ist.“ Viele Firmen vermissten allerdings konkrete staatliche Hilfe. „Wenn es brennt, wird die Feuerwehr gerufen, bei einem Banküberfall kommt die Polizei. Aber bei Cyberattacken sind viele hilflos. Sie wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen“, sagte Schmalzl. Er begrüßte deshalb, dass die Landesregierung eine „Cyberwehr“ aufbaue, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei Attacken beraten soll.