„Not my king“ – drei Wochen vor der Krönung von König Charles III. ist der Enthusiasmus in Großbritannien verhalten. Unter jungen Briten gibt es sogar mehr Monarchiekritiker als Fans.

Im Buckingham Palace wird rund um die Uhr vorbereitet und geplant, damit alles sitzt zur Krönung von König Charles III. am 6. Mai. Doch außerhalb der Palastmauern ist das Interesse verhalten – und unter jungen Menschen in Großbritannien gibt es sogar mehr Kritiker als Befürworter der Monarchie.

 

58 Prozent der Untertanen ist gar nicht interessiert an den Royals. Das ergab eine YouGov-Umfrage im Auftrag der BBC, die am Wochenende veröffentlicht wurde.

Besonders deutlich ist das Desinteresse bei jungen Britinnen und Briten. 78 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren gaben an, kein Interesse an den Royals zu haben. In dieser Altersgruppe ist auch die Zahl derjenigen, die sich für eine Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt aussprechen, mit 38 Prozent größer als die der Monarchieanhänger (32 Prozent).

Gegner der Monarchie wittern Morgenluft

Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, die sich für eine Abschaffung der Monarchie in Großbritannien einsetzt, sieht das Königshaus gar in der Krise. Mit dem Tod Queen Elizabeths II. habe die Royal-Family ihr Zugpferd verloren, sagte Smith bei einer Pressekonferenz am Montag in London. Er fügte hinzu: „In den vergangenen Jahren ist die Monarchie geschrumpft von einem Balkon voller Royals, Prinzen und Prinzessinnen auf vier Menschen, bei denen es sich offensichtlich um Charles und Camilla, Kate und William handelt.“ Hinzu kämen Prinz Andrew und Prinz Harry, die von der Seitenlinie aus für Probleme sorgten.

Dass Charles es schwerer haben dürfte als seine Mutter, die Briten bei der Stange zu halten, glaubt auch der Meinungsforscher John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow. Dabei sei der Rückhalt für die Monarchie für Charles und seine Nachfolger das A und O, schreibt der Wissenschaftler in einem aktuellen Bericht zur Lage der Monarchie, den die Londoner Denkfabrik UK in a Changing Europe am Dienstag veröffentlichte. „Aktuell mag die Monarchie sicher erscheinen, aber das Fundament ihrer Unterstützung in der Bevölkerung müsste gestärkt werden“, so Curtice.

Curtice verweist darauf, dass die Zustimmung zur Monarchie heute deutlich niedriger ausgeprägt sei als noch vor einigen Jahrzehnten - vor allem unter jüngeren Britinnen und Briten. So gaben beispielsweise in einer Umfrage des Instituts Ipsos im Januar demnach 64 Prozent der Briten an, die Monarchie einer Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt vorzuziehen. Einen direkten Vergleich gibt es nicht, aber bei einer Umfrage im Jahr 1983 waren immerhin noch 86 Prozent der Briten der Meinung, es sei wichtig, eine Monarchie zu sein.

Laut der aktuellen YouGov-Umfrage sind es sogar nur noch 58 Prozent der Briten, die finden, dass ihr Land auch in Zukunft eine Monarchie sein solle. Genauso viele brachten aber auch zum Ausdruck, dass sie kein Interesse an der Königsfamilie haben. Seine Bemühungen, die Briten von der Überflüssigkeit des Königshauses zu überzeugen, träfen immer mehr auf offene Ohren, konstatiert der Monarchiegegner Smith.

Proteste in Londoner Innenstadt geplant

Smith und seine Mitstreiter wollen bei der Krönung am 6. Mai mit etwa 1000 Menschen die Prozession des Königs und seiner Frau Camilla (75) in London mit lautstarkem Protest begleiten. Geplant sind Rufe wie „Not my king“ (Nicht mein König) und Protestplakate. Von Eierwürfen riet Smith ab: „Das ist keine besonders schlaue Art des Protests“, sagte er.

Auch in anderen Teilen der Welt schwindet die Unterstützung für das britische Königshaus, wie der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der walisischen Universität Bangor in dem Bericht der Denkfabrik UK In A Changing Europe ausführt. Charles ist Staatsoberhaupt von 15 Ländern, darunter Australien, Kanada und Neuseeland sowie kleineren Staaten in der Karibik und dem asiatisch-pazifischen Raum.

In mehreren Ländern seien starke republikanische Tendenzen zu beobachten und es werde auch aktiv über eine Loslösung von der britischen Krone diskutiert. Das betreffe neben Inselstaaten wie Antigua und Barbuda etwa auch Australien. Barbados hat den Schritt bereits im Jahr 2021 vollzogen. „Prinzipiell gibt es keinen Grund, warum eine solche Neubewertung nicht auch im Vereinigten Königreich stattfinden sollte“, meint Prescott. Am wahrscheinlichsten sei dies, wenn sich die öffentliche Meinung grundlegend ändere - etwa in Zeiten des wirtschaftlichen oder politischen Umbruchs.