Dass sich das Kältemittel der Zukunft auf dem Weg durch den Brüsseler Bürokratiedschungel finden wird, hält StZ-Redakteur Michael Heller für unwahrscheinlich.

Stuttgart - In dem Verfahren hat sich keiner der Beteiligten mit Ruhm bekleckert. Wer bisher davon ausgegangen ist, dass die Einführung eines neuen Kältemittels für Klimaanlagen mit großer Akribie vorbereitet wird, weil es da neben Kosten- vor allem um Sicherheits- und Umweltfragen geht, der sieht sich getäuscht.

 

Die Einführung von R1234yf, soviel dürfte feststehen, ist ohne diese penible Prüfung auf den Weg gebracht worden. Dass Daimler die Notbremse gezogen hat, als es eigentlich schon zu spät war, ist dem Unternehmen mit Blick auf Sicherheitsaspekte zwar zugute zu halten, es wirft aber trotzdem kein gutes Licht auf die Weitsicht, mit der die Entwicklungsarbeit betrieben wird. Denn eigentlich hat CO2 schon immer als das bevorzugte Kältemittel der Zukunft gegolten.

So, wie die Dinge zwischenzeitlich vorangekommen sind, dürfte CO2 zumindest in Europa die Zukunft gehören; R1234yf hat wohl keine Chance mehr, vor allem, seit die Bilder vom brennenden Daimler in Umlauf sind. Die US-Konzerne Honeywell und DuPont durften lange auf ein großes Geschäft hoffen und haben entsprechend investiert.

Die Entwertung dieser Investitionen könnte noch einigen Ärger nach sich ziehen. An den absehbaren Trends wird auch die EU-Kommission nichts ändern. So nachvollziehbar der Ärger in Brüssel über die Deutschen ist, so wenig überzeugend in der Sache ist der im Januar beschrittene Weg durch die Instanzen, der womöglich vor dem Europäischen Gerichtshof endet. Die Beteiligten werden gut daran tun, nach Kompromissen zu suchen, die alle Akteure das Gesicht wahren lassen. Der Gerichtssaal ist der falsche Ort, um nach der technisch besten Lösung zu suchen.