Die Bedingungen für Leiharbeiter werden nach den Tarifeinigungen etappenweise besser. Trotzdem liegt im Sektor Zeitarbeit noch einiges im Argen, meint StZ-Redakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Da haben die Tarifpartner der Zeitarbeitsbranche, ob gewollt oder nicht, der CDU-Arbeitsministerin rechtzeitig ein schönes Geschenk zur Bundestagswahl gemacht. Nach der Einigung auf neue Mindestlöhne kann Ursula von der Leyen wieder einmal frohlocken – ganz nach dem Motto: Es geht auch ohne Eingriffe des Gesetzgebers. Sogar die 8,50 Euro, die der Gewerkschaftsbund mitsamt SPD und Grünen als flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn gebetsmühlenartig fordert, werden erreicht – ausgerechnet in der Zeitarbeit, über die in der Politik seit Jahren mit Inbrunst gestritten wird.

 

Nunmehr werden die Bedingungen für Leiharbeiter etappenweise besser. Die Selbstheilungskräfte des Marktes wirken, könnte man meinen – die Sozialpartner sind stärker als gedacht. Alles in Ordnung also? Besteht kein Grund mehr zur Regulierung? In der Metallindustrie dürfen die Arbeitnehmervertreter bereits ein gehöriges Wort mitreden, wenn es um Leiharbeit geht. Zudem mindern die um sich greifenden Branchenzuschläge grobe Ungerechtigkeiten, verteuern das Instrument aber auch und machen es für die Unternehmen weniger attraktiv. Deswegen und wegen des guten Arbeitsmarktes ist die Zeitarbeit binnen zwei Jahren deutlich zurückgegangen.

Dauerhaft Beschäftigte zweiter Klasse

Doch bleiben Wünsche offen. So ist der riesige Dienstleistungsbereich nicht von Branchenzuschlägen erfasst. Und die Betroffenen werden letztendlich stets Beschäftigte zweiter Klasse bleiben, weil ihnen viele Vergünstigungen des Stammpersonals verwehrt sind. Vor allem wird es ihnen weiter an Sicherheit in der Lebensgestaltung mangeln – ein Wert, der bei den meisten Arbeitnehmern obenan steht.

Die Kanzlerin musste vor Tagen in einer Wahlkampfveranstaltung lernen, dass ein Zeitarbeiter seit zehn Jahren bei einem Automobilzulieferer tätig ist. Diese Erkenntnis wurde auch Zeit für Angela Merkel, denn ähnliche Missstände gibt es öfter, zumal in Kombination mit Werkverträgen. Flexibilität ist gestattet. Solange jedoch reguläre Jobs dauerhaft durch ungeschützte Beschäftigung ersetzt werden, ist eben nicht alles in Ordnung mit der Leiharbeit.