Prinz Harry teilt erneut schmerzhafte Hiebe aus gegen die Familie in London. Vater Charles hat laut Harry in der Hoffnung auf eine „gute Presse“ einen Geheimpakt mit dem Murdoch-Verlag geschlossen.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Wenige Tage vor den Feierlichkeiten zur Krönung seines Vaters hat Prinz Harry die Kluft noch geweitet, die ihn vom Rest der königlichen Familie trennt. In Gerichtsdokumenten, die diese Woche in London geprüft werden, hat Harry unter anderem erklärt, Charles habe zu verhindern versucht, dass er eine Klage gegen das Medien-Empire Rupert Murdochs anstrenge im Zusammenhang mit mutmaßlichen Abhöraktionen und anderer Daten-Erschleichung durch Murdochs Boulevardblatt „The Sun“.

 

Seine Klage zu stoppen versucht hätten sein Vater und dessen engste Berater, weil Charles als Thronfolger an einem guten Verhältnis zur Murdoch-Presse lag und er sich für seine Thronfolge und für den Aufstieg seiner Frau Camilla zur Königin eine positive Berichterstattung erhoffte. Charles habe bewusst „eine Langzeit-Strategie verfolgt“ in dieser Frage, „um die Medien auf seiner Seite zu wissen“, formulierte Prinz Harry.

Geheimdeal mit dem Murdoch-Verlag

Zu diesem Zweck habe das Königshaus schon vor Längerem einen Pakt mit Murdochs Zeitungen geschlossen, erklärte der Prinz weiter. Erstmals habe er im Jahr 2012 davon gehört. Dabei ging es darum, dass die Royals auf Klagen gegen die entsprechenden Zeitungen verzichten würden, schon um sich selbst peinliche Auftritte im Zeugenstand zu ersparen. Der Verlag versprach im Gegenzug offizielle Entschuldigungen zu einem späteren Zeitpunkt, nach Abschluss einer Reihe noch laufender Verfahren in diesem Bereich.

Beweise für einen solchen „Geheimdeal“ zwischen Murdoch und der Monarchie konnte Harry zwar bisher nicht vorlegen. Der Verlag selbst bestreitet, dass es etwas derartiges gibt. Laut Prinz Harry hatte aber seine Großmutter, die inzwischen verstorbene Königin Elizabeth II., ihren Enkel darin bestärkt, sich ungeachtet irgendwelcher Absprachen gerichtlich zur Wehr zu setzen und nicht einfach stillzuhalten. Auch sein Bruder William habe diese Ansicht 2017 noch geteilt.

Charles habe gefordert, die Klage fallen zu lassen

Als Harry jedoch zwei Jahre später erste Schritte einleitete, habe sein Vater ihn regelrecht vorgeladen, um ihn zu stoppen: „Ich wurde in den Buckingham-Palast beordert, und es wurde mir klipp und klar gesagt, ich solle die Klage fallen lassen, weil sie ,Auswirkungen auf die ganze Familie’ habe.“ Dies sei damals „ein direkter Wunsch – genauer gesagt eine Forderung – meines Vaters“ gewesen, so Harry.

Auch dass sich Prinz William letztlich nicht an die Übereinkunft mit Harry von 2017 hielt, legen die von Harry publizierten Gerichtsdokumente nahe. William habe vom Murdoch-Verlag im Jahr 2020 „eine sehr große Geldsumme“ erhalten, um auf eine eigene Klage gegen Murdoch zu verzichten, berichtete Harry. Die Londoner Tageszeitung „Daily Telegraph“ schätzt die Vergleichs-Summe auf eine Million Pfund.

Hacking privater Botschaften

Von den Royals ist Prinz Harry, der ja inzwischen in den USA lebt, mithin der einzige, der wegen übler Hacking-Praktiken noch zu Gericht zieht an der Themse. Außer dem Murdoch-Verlag wirft Harry auch den Verlagen der „Daily Mail“ und des „Daily Mirror“ das Abhören von Telefongesprächen, Hacking privater Botschaften und andere illegale Schnüffeleien vor.

Seit der Hacking-Affäre des Murdoch-Blattes „News of the World“, das nach Aufdeckung dieser Affäre 2011 eingestellt wurde, hat Murdoch viele hundert Millionen Pfund allein an Gerichtskosten aufbringen müssen, um mindestens ebenso kostspielige Vergleiche mit Klägern zu erzielen.

Harry: Presse verantwortlich für Dianas Tod

Harry, der zusammen mit seiner Frau Meghan bis heute erbarmungslos und oft täglich attackiert wird von manchen Boulevard-Blättern, will sich jedenfalls von seinem „Feldzug für die Wahrheit“ nicht abbringen lassen. Kürzlich flog er sogar für ein paar Tage in London ein, um persönlich im High Court zu sein.

Der Prinz wirft dem „teuflischen“ Teil der Presse vor, für den Tod seiner Mutter Diana Verantwortung zu tragen. Auch Meghan hätten die betreffenden Verlage an den Rand der Verzweiflung getrieben – ohne dass die königliche Familie, die sich mit den Medien nicht anzulegen wage, ihr zu Hilfe gekommen sei.

Im Stich gelassen von Charles

Mit wachsender Nervosität verfolgt man bei Hofe die neuen Hiebe Harrys gegen „den Clan“. Die Einladung zur Krönung von Charles am 6. Mai hat dessen zweiter Sohn zwar angenommen. In jüngster Zeit hat er Charles und Camilla, seiner Stiefmutter, aber mehrfach schwer zugesetzt.

Seinem Vater hielt er unter anderem vor, ihn im Stich gelassen zu haben und seine Anrufe nicht mehr zu beantworten. Camilla sei „gefährlich“ und „eine Schurkin“. Manche Mitglieder der Familie steckten „mit der Presse unter einer Decke, nur um das eigene Image aufzupolieren“, sagt Prinz Harry.