Der Innenverteidiger Timo Baumgartl vom VfB Stuttgart hat lange auf seinen erstes Tor in der Fußball-Bundesliga warten müssen – so lange, dass ihn die Mitspieler schon aufgezogen haben. In Nürnberg klappt es mit der Premiere, und der 22-Jährige liefert eine amüsante Erklärung dafür.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Nürnberg - Dennis Diekmeier ist seit seinem Abschied beim Hamburger SV im Sommer arbeitslos – seinen unrühmlichen Rekord wird er aber nicht so schnell los. Denn der junge Innenverteidiger mit guten Karriereperspektiven, der sich hartnäckig an seine Fersen geheftet hatte, ist aus dem Rennen. Er heißt: Timo Baumgartl.

 

Erstes Treffer im 78. Bundesligaspiel

Diekmeier ist in allen seinen 203 Bundesligaspielen ohne Treffer geblieben, womit er die Liste der torungefährlichsten Spieler der Ligageschichte anführt. Der einzige ernsthafte Rivale, der ihn auf Sicht einholen hätte können, war tatsächlich Baumgartl – bis Samstag. Denn beim Gastspiel des VfB Stuttgart in Nürnberg (2:0) erzielte der 22-Jährige mit dem 1:0 im 78. Einsatz sein erstes Tor in der ersten Liga. „Ich konnte selbst nicht fassen, dass der Ball reingegangen ist“, sagte der U-21-Nationalspieler, der mit der deutschen Auswahl am Freitag in Offenbach auf die Niederlande trifft und drei Tage später mit ihr in Italien antritt. Einen viel besseren Zeitpunkt, um den Bann zu brechen, hätte er kaum wählen können.

Was Freundin Julia und der gemeinsame Labrador mit dem Tor zu tun haben

Wie Baumgartl die Kugel in der 68. Minute im Rückwärtsfallen nach einem zunächst abgewehrten Eckball verwandelte, erinnerte so ein bisschen an eine Grätsche. Er machte also einfach mal vorne das, was er hinten am besten kann, als ihm der Ball vor die Füße fiel. Der Defensivspezialist selbst hatte allerdings eine andere Erklärung parat wie es kommen konnte, dass er für die Offensivkräfte in die Bresche sprang: „Meine Freundin hat gesagt, ich soll unseren Hund und sie auf den Schuh machen – hab’ ich beides gemacht und zack, ist das Ding drin.“ Mittlerweile können Fußballer ihre Kickstiefel ja individuell bedrucken lassen – mit den Namen von Julia und dem gemeinsamen Labrador drauf, klappt es auch bei Baumgartl mit dem Toreschießen.

Für die Torwette, die er mit dem VfB-Kapitän Christian Gentner laufen hat, hat das allerdings nichts gebracht. Denn dabei geht es darum, wie viele Treffer Baumgartl per Kopf erzielt – diese Premiere steht ja weiterhin aus. „Jetzt hab’ ich leider mit dem Fuß getroffen“, sagte der Abwehrmann und lachte. Er hat jetzt ja gut lachen, nachdem er sich bis zu dem Tor im Mannschaftskreis immer wieder Spott und Häme gefallen lassen hatte müssen: „Ich wurde schon aufgezogen, dass ich der Bundesligaspieler mit den meisten Spielen ohne Tor bin.“ Seine Mitspieler kennen offenbar Dennis Diekmeier nicht.